Buntes Treiben am Riff

Im Juli gibt es im Kalender 2012 einen winzigen Ausschnitt aus dem riesigen Ökosystem der Korallenriffe zu sehen. Wir fotografieren in der Regel im richtigen Makrobereich, alles so ziemlich alles unter 2 – 3 cm Grösse und so sieht man auf den Fotos selten die gesamte Schönheit und Farbenpracht von Korallenriffen und ihren grösseren Bewohnern. Darum … in diesem Monat einmal etwas anderes.

Oft ist schon der Anflug auf ein Gebiet mit Korallenriffen sensationell und unwirklich schön. Die Riffe wirken wie kleine türkisfarbige Tupfer im dunkelblauen Ozean. Für mich am schönsten sind die Ausläufer mit weissem Sand als Untergrund, das ist richtig kitschig und kommt meiner Vorstellung von Paradies am nächsten. Da möchte ich am liebsten gleich reinspringen, obwohl dort natürlich taucherisch gesehen nicht so viel los ist … es ist einfach nur schön.

Flug nach Taveuni, Fiji

Schon sehr lange bevor die Erde belebt war, siedelten sich kleine Korallenpolypen in der Nähe tropischer Küsten an. Diese kleinen Tiere sind die Erbauer der Korallen. Über tausende von Jahren haben sie durch ständige Kalkaberlagerungen Riffe von unvorstellbaren Ausmass geschaffen, doch verglichen mit der gesamten durch Wasser bedeckten Oberfläche unseres Planten machen Korallenriffe dann doch nur einen ganz, ganz kleinen Teil aus.

Lange Zeit hat man gedacht, dass Korallen bzw. die Korallenpolypen Pflanzen sind, weil sie sich nicht fortbewegen, weder Beine, noch Arme noch in irgendeiner Form ein Gesicht haben. Heute ist allerdings klar, dass Korallen zu den Nesseltieren gehören, zu denen auch die Quallen und Anemonen zugeordnet werden.

Die Korallenriffe dieser Erden bieten vielen Tieren einen einzigartigen Lebensraum und bilden ein reiches, eingespieltes Ökosystem. Dieses System hat gelernt mit den natürlichen Bedrohungen – Stürme, Fluten, Süsswasser –  umzugehen, jedoch die Anzeichen dass sie heute an die Grenzen ihrer Belastbarkeit kommen sind bei manchen leider Tauchgaängen nicht zu übersehen. Die grösste Gefahr geht von der globalen Erwärmung der Meere aus. Denn wenn die Temperatur des Wassers über längere Zeit die 30 Grad Marke übersteigt, verlassen die Tierchen die Kalkstruktur und zurück bleibt nur das weisse Skelett … Korallenbleiche genannt. Bleibt das Wasser mehrere Wochen über dieser Temperatur bleibt die Koralle weiss und stirbt ab. Leider scheint auch das Dynamitfischen wieder mehr in Mode gekommen zu sein und z.B. in Komodo sind viele wunderschöner Riffe und Tauchplätze die wir von früheren Reisen kennen, bereits wieder vernichtet worden, trotzdem Komodo als Nationalpark geführt und auch von Rangern verwaltet wird.

Mehr über Riffe, ihre Bedrohungen und ihre Schönheit ist auf der Planet Wissen Seite gut zusammengeschrieben und mit Bildern und Videos anschaulich dargestellt.

Nun wieder zu den Schönheit der Unterwasserwelt, die es glücklicherweise immer noch gibt. Ein gesundes Riff bieten vielen kleinen und grossen Tieren einen schönen, reichhaltigen Lebensraum. Es ist immer wieder ein besonderer Moment wenn ich einen meiner besonderen Lieblinge, eine Schildröte antreffe. Obwohl auch sie nicht immer ganz sanft mit dem Riff umgehen und bei der Nahrungssuche ganz schön Staub aufwirbeln, sehen wir sie immer wieder gerne … und sie lassen sich in den meisten Fällen beim Essen auch nicht durch neugierige Taucher stören. Sie wissen, sie haben ohnehin den längeren Atmen, und wenn man Hunger hat, hat man eben Hunger.

Ein Erlebnis der besonderen Art mit einer Schildrköte hatte ich vor ein paar Jahren in Yap. Eine frei im Blauwasser schwimmende Schildkröte war anscheinend vom Licht meiner Lampe fasziniert und kam immer näher und näher. Ich hatte natürlich den Ehrgeiz und die Neugier zu sehen wie nahe sie wohl kommen mag. Als wir uns beide schliesslich Auge in Auge auf ca. 20 cm Abstand gegenüberstanden … hat uns beide der Mut verlassen und wir sind im selben Moment in entgegengesetzte Richtungen weggetaucht. Ich hatte Respekt vor ihrem wirklich beeindruckend kräftigem Schnabel und wollte nicht dass sie meiner Brille zu nahe kommt, und naja, was sich die Schildkröte wohl gedacht haben mag … bleibt ungeklärt. Aber neugierig war sie auf alle Fälle!

Der Rotfeuerfisch ist da ein etwas weniger umgänglicher Geselle, da seine Stacheln giftig sind und unschöne Verletzungen erzeugen können. Also besser auf Abstand bleiben … was manchmal gar nicht so einfach ist.

Rotfeuerfische sind Räuber, die unter Überhängen oder ruhig am Riff schwebend auf ihre Beute warten. Ihre Körperfarben verschaffen ihnen eine gute Tarnung und da kann man sie schon mal übersehen und fast darüber stolpern. Ist die Beute dann in Sicht, werden die Stacheln und Flossen fächerförmig gespreizt und versucht, das Beutetier – in der Regel kleine Fische und Krebtiere – damit in die Enge zu treiben. Als Taucher kann man dieses Verhalten auch beobachten, wenn man einem Rotfeuerfisch zu nahe kommt. Falls er dabei schön über dem Riff im Blauwasser schwebt, gibt es ganz beeindruckende Bilder.

In Fiji haben wir einen Rotfeuerfisch “getroffen” der anscheinend immer über dem Riff in Fotopose schwebt. Die Guides haben uns schon zu Anfang des Tauchganges gesagt, dass wir nach dem Kerl Ausschau halten sollen, und tatsächlich, so war es dann auch … freischwebend und sich im Kreis drehend über dem Riff.

Fischschwärme gibt es natürlich auch jede Menge entlang von Korallenriffen. Mir haben es die gelben Grossaugenschnapper angetan, besonders wenn man sie Nahe der Oberfläche trifft und sie herrlich in der Sonne glitzern. Es ist immer lustig zu beobachten, wie so ein Schwarm als “ein” Fisch reagiert, dh. alle zusammen die Richtung wechseln, einem Hindernis ausweichen oder sich an einer Seite eines grösseren Brockens teilen und auf der anderen Seite schon wieder zu einer Einheit zusammenwachsen.

Auch die Riffe selber sind schöne Gebilde, manchmal mit Überhängen, Höhlen oder Löchern wie hier die Boo Windows in Raja Ampat. Es war schon ein bisschen Hilfe und Anleitung nötig, um uns eingefleischten Makrofans zu Weitwinkelaufnahmen zu überreden … ein paar davon so gar mit Model … Man bewegt sich im Wasser zwar immer in drei Dimensionen, aber ein Bild aus den verschiedenen Motiven in diesen drei Dimensionen zu komponieren ist noch mal eine andere Sache. Wir bleiben dran!

2010 Raja Ampat, Boo Windows

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2 Responses to Buntes Treiben am Riff

  1. Anonymous August 2, 2012 at 8:06 am #

    aussergewöhnlich gute Zusammenstellung ..herzlichen Dank

Trackbacks/Pingbacks

  1. Die Giftigen mit den schönen Farben « Die Farben der Welt - August 5, 2012

    […] die Familie der Skorpionfische gehört neben dem Rotfeuerfisch auch der Drachenkopf. Diese dem Untergrund angepassten Tiere lauern am Grund oder auf Korallen […]

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