Woche 4: Gibb River Road von Wyndham nach Derby – Outback pur

Gleich zu Anfang gab es wieder einmal eine Planänderung: noch in Diggers Rest haben wir erfahren, dass die direkte Straße, die wir von Diggers Rest zur Gibb River Road nehmen wollten nicht mehr offen ist. Der Landbesitzer hat die Straße gesperrt. So mussten wir wieder den Weg nehmen, den wir gekommen waren und über Wyndham zurückfahren.

Irgendwann dann am Sonntag war Schluss mit Kindergarten und es wurde ernst!! Die berühmt berüchtigte Gibb River Road lag vor uns. Eine fast 800 km lange Wellblechpiste (Corrugations) mit Schotter, Flussquerungen und endlosem, rotem, feinem Staub.

Damit so das richtige Outbackfeeling aufkommt, haben sich die Australier etwas Spezielles für diese Straßen einfallen lassen: Wellblechoberfläche für die Straße  -genannt Corrugations. Es gibt nun zwei Arten diese Piste zu meistern: Variante 1 – man sitzt jeden “Hügel” aus, bedeutet man bewegt sich mit ca.20 km/h vorwärts, oder aber Variante 2 – the Aussie Way- no worries: man reitet mit Tempo Teufel 80 – 100 km/h auf der Welle. Angefangen haben wir mit Variante 1 und gegen Ende haben wir uns gesteigert und sind der Variante 2 schon sehr nahe gekommen. Als Resultat hat es uns im Kühlschrank die Alufolie von der Butter vibriert.

Eine weitere Besonderheit ist der feine, rote Staub, hier Bulldust genannt. Egal wie langsam man unterwegs ist, der Bulldust ist überall – wenn sich zwei Autos kreuzen hat man das Gefühl in eine rote Nebelwand zu fahren. Hindert aber im Normalfall keinen der beiden Fahrer das Tempo zu drosseln. Am Ende des Tages ist einfach alles Rot, das Auto außen, das Auto innen und ebenso die Insassen außen und innen (inkl. Unterhosen). Duscht man am Ende des Tages und das Wasser wird  rot, no worries du blutest nicht etwa das ist der rote Staub.

Damit sich gleich zu Anfang der Gibb River Road die Spreu vom Weizen trennt, Toyota Landcruiser vs. Audi Q5 (Hier SUV, Sports Utility Vehikel, oder kurz Weichspüler 4WD genannt), haben die Aussies das Pentecoast River Crossing an den Anfang der Straße gelegt. Auch dieses River Crossing ist eine Prüfung der ernsthaften Sorte.  100m breit, 2m tief – ok naja 70m breit waren es mindestens und ganz sicherlich 500mm tief – und das Flussbett gepflastert mit Kegelkugel großen Steinen …. und nicht zu vergessen, die allgegenwärtigen, unwahrscheinlich gefährlichen Salzwasserkrokodile (kein Witz!!).

Hier verraten wir Euch als besonders erfahrene 4WD Fahrer das Geheimnis einer erfolgreichen Flussquerung: Allrad einschalten, ersten Kriechgang einlegen, Fahrzeug Richtung Gegenufer ausrichten, Kupplung langsam kommen lassen und wie der Osterhase im Standgas durch den Fluss hoppeln. Unterwegs ja nicht die Scheiben runter kurbeln wegen der springenden Krokodilen (Witz!!) und am Gegenufer sehr gelassen den Applaus der Zuschauer entgegen nehmen.

Nun die weiteren Highlights auf unserem Weg:

Home Valley Station

Top kommerzieller, gut ausgestatteter und geführter Campingplatz. Die Dusche und WC Kabinen hier sind um einiges größer als zu Hause, inkl. Abendunterhaltung – aber nicht unbedingt was wir uns unter Outback vorgestellt haben. Darum nur eine Nacht die Annehmlichkeiten genossen und sehr zügig am Morgen wieder on the road auf dem Wellblech.

Ellenbrae Homestead

Die grüne Oase in der roten Wüste, klein und familiär, mit selbstgemachtem Eis (von Nestlé, muss aber keiner wissen), aber echter selbstgemachter Marmelade. Viele Vögel, Gemüsegarten und großen Boabtrees (Affenbrotbäume).

Drysdale River Station

50km abseits der Gibb River Road und das Tor zu den Mitchell Falls. Schnuckliges kleines Anwesen von 4’000km2, mit eigener Landepiste und Tankstelle. Gleich zu Beginn der Abzweigung ein sehr schönes, einfaches River Crossing, der echte Gibb River diesmal, aber dann kam es … wirklich sehr aufdringliche und schwere Corrugations, sodass wir die ersten 20km nur in Schrittgeschwindigkeit fahren konnten (20km/h). Wir waren schon nahe daran aufzugeben und umzudrehen doch Hilfe war schon unterwegs: unser Held, unser Freund, der “Grader”.

Grader sind gewaltige Schneepflüge mit völlig schrägen Rädern, die halt hier nicht den Schnee sondern die Wellblechhügel auf die Seite schieben und eine schööööööööne, ebene Straße hinterlassen – tauglich für mindestens 200km/h (sagen die Aussies, wir sind mit 60 zufrieden). So sind wir später als geplant, aber doch noch in Drysdale angekommen.

Nachstatt haben wir am Miners Pool gefunden, wieder einmal richtiges Bushcamping, mit wenigen Campern, aber Feuer, Badepool und Plumpsklo.

Das Abenteuer Mitchell Falls haben wir abgebrochen und sich wieder zurück auf die Gibb. Von den Einheimischen haben wir erfahren, dass die restliche Strecke zu den Wasserfällen sehr schlecht sei und nur eingefleischte 4WD Fahrer ohne Rücksicht auf Verluste (Mensch und Maschine) sollten sie in Angriff nehmen.

Manning Gorge

Zwischen der Manning Gorge und dem gemeinen Wanderer liegt der Manning Pool. Zu tief zum Waten, Schwimmen ist angesagt. Und was nun mit den Wanderschuhen, dem Fotoequipment, Jause ….??? Hmmmmm?  (ok wir in der Schweizer Armee schwimmen in voller Montur rüber, ist ja logisch, aber, was machen die Aussies?

Ein Bild sagt mehr als tausend Worte. (ich sage nur Softeggs (Weicheier)…aber ich war auch eines 🙁

Mornington Wilderness Camp

Ein Wildreservat spezialisiert auf die Wildtiere der Kimberleys (Känguru, Vögel und viel, viel Kleingetier). Weil in der erste Nacht das Bushcamp bereits ausgebucht waren“mussten” wir auf ein luxuriöses Safarizelt mit echten Betten und vier (oder waren es doch 7 Lagen Decken ausweichen 🙂 Die Nächte waren wirklich, wirklich kalt. Dafür gab’s dann wieder einmal ein Abendessen und ein Frühstück, dass wir nicht selbst vorbereiten mussten. Haben wir nach fast einem Monat on the road sehr genossen. Auch hier finden wir hoffentlich mal Zeit für ein Special zu Mornington –ein schöner Platz!!!

Andern Tags haben wir die Sir John Gorge in Angriff genommen, lächerliche 15km – für die wir fast 1,5 Stunden gebraucht haben. Es hatte uns ja keiner vorgewarnt – ein Rivercrossing nach dem anderen, eine 4WD Strecke in Reinkultur. Dafür haben wir einen ruhigen Tag an den Ufern der Gorge genossen.

Am zweiten Tag haben wir uns mit dem Kanu auf die Diamond Gorge gewagt und sogar die  2km bis an das Ende der Gorge geschafft. Hin ging es zügig, mit Rückenwind!!

Bell Gorge

Leider nicht nach Plan gelaufen. Die angepeilte Bushcamp Site war nicht mehr zugänglich und so mussten wir die Nacht auf der ziemlich überfüllten Silent Grove Campsite verbringen. Der geplante Tagesausflug zur Bell Gorge wurde auf einen Nachmittagsspaziergang reduziert. Auch sonst lief das Program diesmal anders rum, man beginnt beim oberen Pool und steigt zum unteren Pool mit Wasserfall hinunter. Hat aber leider nur auf den ersten Blick einen Vorteil .. nach dem Aufstieg auf dem Rückweg wäre wieder ein Bad fällig um sich abzukühlen. Phuhhh – es war ziemlich heiß. Wunderschöne Abendstimmung erwischt.

Tunnel Creek und Windjana Gorge

Der Tunnel Creek ist ein natürlicher Tunnel, das Wasser hat sich einen Weg durch den Kalkstein gegraben. 750m lang unter der Napier Range und zwischen 12m und 15m breit, mit natürlichen Pools und Tropfsteinen. Bewaffnet mit unseren Taucherlampen sind wir durch den gesamten Tunnel gewatet und am Ende hat uns ein schönes, grünes Tal erwartet. Gerade richtig für ein kleines Picknick.

Beim Abendspaziergang haben wir die besondere Stimmung in der Windjana Gorge genossen und mit vielen, vielen Frischwasserkrokodilen geteilt. Somit leider nichts mit Baden – obwohl dass jedermann sagt, dass sie ungefährlich sind. Wissen die Kroks das auch????

Ende Gibb River Road – Ankunft in Derby

Der schnellste Sonnenuntergang der Welt – kaum angefangen ist es auch schon finster. Aber wunderschön der Sonnenuntergang über den Wetlands von Derby – eine grosse, flache Ebene, die bei Flut unter Wasser steht und bei Ebbe eben “am Land” ist. Dort gabs dann auch einen Rasttag, einkaufen, Wäsche waschen und mit den Nachbarn tratschen!!

Das Bild zeigt das Ende der Gibb River Road – aus der Sand / Schotterpiste wird wieder Asphalt. Wie der Roadtrain mit seiner Staubwolke eindrücklich zeigt

 Irgendwo dazwischen ….

… haben wir Willy und Snowy mit ihrem Herrchen getroffen. Ein ganz besonders Gespann!! Die drei sind anscheinend schon 7 Jahre miteinander durch Australien unterwegs. Willy zieht ein kleines Auto, aus dem der Motor ausgebaut wurde und das alle Habseligkeiten der drei enthält, Snowy ist der Showman – Showkamel – das die Leute unterhält und nicht arbeitet 🙂 Die drei machen 10km pro Tag und kommen auf diesem Weg auch ganz gut und ohne Probleme mit den Corrugations über die Gibb River Road.

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3 Responses to Woche 4: Gibb River Road von Wyndham nach Derby – Outback pur

  1. Kurt August 22, 2009 at 4:15 pm #

    Danke für den guten Bericht. Passt gut auf, dass ihr nicht eine rote Staublunge bekommt. Gruss MaPa

  2. Horst August 23, 2009 at 8:25 pm #

    Hallo Christa!Super Bericht und spannend zu verfolgen, was sich am anderen Ende der Welt so abspielt. Eure Fangemeinde wir immer größer. Ich versorge neben Deiner Mutter und Bärbel auch noch Helmut Aumüller mit Euren Berichten. Übrigens sind am Freitag (21.8.) gleich die Karten 1 – 5 eingelangt. David hatte wirklich sehr viel Spass. Seine Lieblingskarte – die mit den Kängurus. So wie es aussieht, sammenl die Aussies Eure Karten zusammen und schicken diese dann gebündelt nach good old europe. Liebe Grüße,Horst + Familie

  3. Horst August 31, 2009 at 8:53 pm #

    Hallo Christa!Mittlerweile sind auch Karten 6 – 8 eingetroffen. Wir tragen die ungefähren Orte (sofern wir diese ausfindig machen können) bei Google Earth ein und sehen so ein bisschen besser, welche Strecken Ihr zurücklegt. Euer Freund, der Grader, kommt bei David und Adrian auch sehr gut an. Liebe GrüßeHorst + Familie

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