Lustige Gesellen – Anemonenfische

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Schon ist das erste halbe Jahr vorbei und die Halbzeit des Jahres ist erreicht. Das Motiv des beinahe Sommermonats Juni sind Anemonenfische, oft Clownfische genannt. Den richtigen Durchbruch auch bei Nichttauchern haben diese lustigen Gesellen mit dem Film Nemo geschafft. Doch auch wir sehen diese Fische immer wieder sehr gerne und manche Minuten beim Tauchgänge vergehen mit dem Versteckspiel mit diesem lustigen Fisch. Rein in die Anemone, dahinter verschwinden und auf der anderen Seite wieder zum Vorschein kommen. Könnte ewig zusehen!

Für uns Fotografen sind sie auch dankbare Objekte – sie sind vernünftig gross, es gibt viele verschiedene Arten, wunderschön gefärbt, sie sind standort treu, mit ihrer Anemonen symbiotisch verbunden und kommen den Tauchern sogar ohne Scheu entgegen. Nicht etwa weil sie uns so gerne haben, nein sicher nicht, sondern weil sie ihr Heim und ihren Nachwuchs beherzt verteidigen. Das ist nun auch die einzige Schwierigkeit beim Fotografieren. Sie sind so wuselig, hin und her, rauf und runter, runter und rüber dass das Fokussieren schwer fällt und die Kamera auch eine gewisse Auslösegeschwindigkeit haben sollten, damit man nicht nur Fischrücken oder die Schwanzflosse im Bild hat. Kleine Videos hingegen sind viel einfacher! Hier zu Anfang ein Sequenz mit Clownfisch, aufgenommen in Raja Ampat.

Die Anemonenfische leben in Symbiose mit Seeanemonen. Die gleichen Arten von Anemonenfisch auch immer in der gleichen Art von Anemone. In der Regel nesseln die Anemonen mehr oder weniger stark, aber die Anemonenfische sind immun dagegen und werden dadurch in ihrem Heim geschützt – wie es sich eben für die eigenen vier Wände gehört. Für die Anemonenfische als schlechte Schwimmer ist der Schutz durch die Anemone lebenswichtig, denn die nesselnden Tentakel schützen die Untermieter vor ihren Fressfeinden. Die Miete wird in Naturalien abgegolten, indem die Anemonenfische ihre Anemonen vor Fressfeinden wie z.B. dem Falterfisch beschützen.

Die Fische leben in Familienclans zusammen in einer Anemonen, ganz so wie im Film Nemo gezeigt. Der grösste Fisch in der Familie ist immer das Weibchen. Stirbt das Weibchen, entsteht durch einen Geschlechtswandel aus einem dominanten Männchen das nächste Weibchen im Familienverband. Es ist ein ähnlicher Ablauf wie wir es bei den Gobis schon gesehen haben.

Bei der Eiablage legt das Weibchen bis zu 1500 Eier unmittelbar neben ihre Anemone, immer noch in Reichweite der Tentakel. Dort werden sie vom Männchen befruchtet und von nun an scharf bewacht und mutig verteidigt. Während der Brutpflege bläst das Männchen immer wieder vorsichtig sauerstoffreiches Wasser über die Eier um sie gut zu versorgen.

Schon die Eier werden von den nesselnden Tentakel geschützt. Ein Elterntier nimmt einen solchen Tentakel ins Maul und reibt ihn gegen die Eier. Der Schleim der Tentakel bedeckt die Eier und immunisiert sie so bevor sie überhaupt Larven werden. (Quelle: Helmut Debelius, Riff-Führer Rotes Meer).

Nach ca. einer Woche ist es soweit. Die Larven sind entwickelt und lassen sich – meist nach Sonnenuntergang – als Plankton in die Strömung treiben. Up, up and away – in die Weiten die Ozeans. Man kann sich vorstellen wie vielfältig die Gefahren sind bis so eine Larve zu einem Jungfisch herangewachsen ist!

Sobald aber der Fisch entstanden ist, macht er sich auf die Suche nach seinem Heim, seiner ersten eigenen Anemone. Gleich einziehen kann er aber leider nicht, er muss sich zuerst mit seiner Behausung vertraut machen. Im Clownfisch Fall heisst das, sich gegen das Nesselgift der Anemone immunisieren. Dazu reibt er sich vorsichtig immer wieder mit dem Schleim der Tentakel ein, bis er selbst gut bedeckt ist. Dann nimmt ihn die Anemone nicht mehr als Feind war und einer langen und beiderseitig erfolgreichen Partnerschaft steht nichts mehr im Weg. My home, sweet home!

Zum Schluss noch etwas in Sachen Naturschutz: der Film Nemo hat die lustigen Tierchen dermassen bekannt gemacht, dass eine grosse Nachfrage in der Aquarienhaltung nach diesen Tieren eingesetzt hat. Eine einigermassen fachgerechte Haltung erfordert ein gut funktionierendes Seewasser Aquarium, sodass die Tiere wenigstens eine reale Überlebenschance haben. Doch muss es jeder mit seinem Gewissen selber ausmachen, ob es sein, kann dass neun von zehn Anemonenfischen auf dem Weg ins Aquarium sterben, oder ob wir uns besser dafür einsetzen, dass er Lebensraum dieser Tiere erhalten bleibt und dass sie im Meer, dort wo sie auch hingehören, ein ihnen angemessenes Leben führen können.

 

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